ALDIISM – PRODUCT PYRAMID

ALDIISM.

Genormt, asketisch, billig und dennoch tröstend: eine multinational beheimatete Firma gibt uns unser neues Zuhause und unser täglich Brot:
Ein scheunenartiges Haus mit Giebeldach, gepflastertem Parkplatz, etwas Grün und Logo in Kindergartenfarben, welches uns gleich einem Leuchtturm in den Hafen manövrieren möchte.
Es ist nicht schön, aber vertraut. Fast bekommt man heimatliche Gefühle, denn diese Heimat ist global und überall gleich. Das ebenso einfache wie knallharte Prinzip dahinter macht es möglich: Höchstmögliche Qualität zu niedrigsten Preisen. Ganz zur Freude der Schnäppchenjäger. Längst ist die Aldisierung gesamtgesellschaftliches Phänomen geworden und die Käuferschaft „hybrid“.
Aldi folgt hierbei stringent einer Unternehmenskultur der Einfachheit, welche nach innen wie aussen deutlich in Erscheinung tritt.
Was ensteht, wenn dieses System moderner Discountkultur auf traditionelle Produkte trifft, die für eine ganz bestimmte Region stehen… also Sinnbilder für Heimat sind?

Um den „Widersachern“ Eigenschaften zuweisen zu können, wurde zunächst untersucht, was exemplarisch für den jeweiligen Part stehen könnte.
Auf der lokalen Seite finden sich traditionell hergestellte Produkte, die jeweils stellvertretend für ihre Region stehen:
Die Kuckucksuhr für den Schwarzwald. Die Weihnachtspyramide und das Räuchermännchen für das Erzgebirge.
Die globale Seite wird verkörpert durch eine multinationale Firma, die sich überall auf der Welt gleich positioniert: Aldi.

Das System Aldi wurde genauer untersucht und dessen Merkmale auf die Produkte angewandt.
Es enstand ein Simulation der Dinge im Baudrilliardschem Sinne.
Die Wirklichkeit ist nur noch ein Simulakrum – ein reines Trugbild.

PRODUCT PYRAMID

Eine aldisierte – also eine dem Aldi- System folgende – Weihnachtspyramide, muss natürlich den bereits formulierten Grundlagen der Aldi-Ästhetik folgen. Der Brauchtum, die Pyramide mit christlichen oder weltlichen Motiven zu schmücken, entfällt hierbei gänzlich. Anstelle dessen wird Materialismus und der „Zugreif-Charakter“ eines Wühlkorbs gesetzt. Product Pyramid folgt dabei stringend dem Dispositionssystem Aldis: “Ist was weg, muss was hin“. (1) Ist eine Kerze ausgebrannt, so wird einfach ein Neue von den 100 Teelichtern aus dem Vorratsbehälter entnommen. Drehen sich bei traditionellen Produkten die Figuren, so dreht sich hier die „schnelldrehende Ware“. Einkaufswägen und Wühlkörbe sind harten Bedingungen ausgesetzt. Um die Abnutzung zu minimieren und eine lange Nutzungsdauer zu gewährleisten ist der Stahldraht verzinkt und chromatiert. Auch Product Pyramid folgt der langlebigen Materialwahl, nicht nur da es sich um bewegungsbeanspruchte Teile handelt, sondern auch um die „Warenlagerungs- Ästhetik“ hervorzuheben. Das Ökonomische Prinzip wird hier demnach vorallem durch das Wegstreichen der Aura – im Sinne Walter Benjamins – vertreten.

(1) Dieter Brandes: Konsequent einfach Die Aldi-Erfolgsstory. Heyne, Frankfurt a.M. 1999, S. 129

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


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